Seit dem 8. Mai 2025 hat die katholische Kirche einen neuen Papst. Doch wer ist Leo XIV. und in welcher Beziehung steht er zu seinem Vorgänger? Darüber gibt der US-Amerikaner in seiner ersten Ansprache selbst Auskunft.
„Der Friede sei mit Euch allen.“ Das sind die ersten Worte von Papst Leo XIV. an die Menschen auf dem Petersplatz. Das neugewählte Kirchenoberhaupt bezieht sich damit auf den Gruß des auferstandenen Christus, wie Leo selbst erklärt. Doch dem US-Amerikaner Robert Francis Prevost, wie der neue Papst mit bürgerlichem Namen heißt, dürfte klar sein, dass er diese Worte am 8. Mai spricht – dem 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs. Wird Leo XIV. also ein politischer Papst werden? Diese Formulierung ganz zu Beginn seiner kurzen Ansprache auf der Benediktionsloggia des Petersdoms könnte darauf hindeuten.
Ebenso wie sein Name: Leo XIII. war von 1878 bis 1903 das Oberhaupt der Kirche. In diese Zeit fielen viele politische und kriegerische Konflikte, genauso wie zahlreiche soziale Missstände. Als „Arbeiterpapst“ ging Leo schließlich in die Geschichte ein, da er mit „Rerum Novarum“ 1891 die erste Sozialenzyklika verfasste und dadurch die Soziallehre der Kirche begründete.
Nachfolger steht für klare Kontinuität
Ob sich der neugewählte Leo auf diesen politischen Papst mit seiner Namenswahl bezogen hat, ist bislang noch nicht klar. Offensichtlich ist jedoch, dass der US-Amerikaner an das Pontifikat seines direkten Vorgängers Franziskus anknüpfen möchte. „Ich möchte diesen Segen weiterführen“, sagt Leo mit Blick auf den letzten Segen „Urbi et orbi“ des argentinischen Papstes am Ostersonntag. Einen Tag später war Franziskus verstorben.
Überhaupt fällt auf, dass Leo bei seiner Ansprache sehr oft das Wort „tutti“ („alle“) benutzt. Franziskus hatte immer wieder seine Vision von Kirche so beschrieben, dass sie für „alle, alle, alle“ da sein müsse. Hier steht sein Nachfolger für klare Kontinuität. Leo XIV. spricht von einer Kirche, die „offen für alle“ ist und im Dialog mit der Welt stehen will. Er möchte Brücken bauen und gemeinsam mit allen Gläubigen vorangehen. Das alles erinnert sehr an Franziskus – wahrscheinlich ein Grund, warum die Kardinäle den 69-Jährigen zu dessen Nachfolger gewählt haben. Schließlich war im Vorfeld des Konklaves immer wieder zu hören gewesen, dass sich die Purpurträger eine Fortführung der Linie von Franziskus wünschen.
Gemeinsam haben beide zudem, dass sie Ordensmänner sind. Leo gehört dem Augustinerorden an, einem der vier großen Bettelorden des Mittelalters. Zwölf Jahre stand er den Augustinern sogar als Generalprior vor. In seiner Ansprache bezeichnet er sich als „einen Sohn des heiligen Augustinus“ und spielt auf den antiken Kirchenvater mit einem Zitat an: „Mit Euch bin ich Christ und für Euch bin ich Bischof.“ Seit heute ist er der Bischof von Rom und grüßt seine Diözese ausdrücklich.
Parallele zu Franziskus
Zuvor war Prevost jedoch von 2015 bis 2023 Bischof von Chiclayo in Peru. Auch sein altes Bistum grüßt er und wechselt dafür vom Italienischen ins Spanische, das ihm hörbar leichter fällt. Er bedankt sich bei den Gläubigen in Peru dafür, dass sie mit ihm als Bischof gemeinsam unterwegs waren. In seiner starken Prägung in Südamerika zeigt sich eine weitere Parallele zum Argentinier Franziskus, der Prevost in Peru kennengelernt und ihm 2023 zum Präfekten des Bischofsdikasteriums im Vatikan gemacht hat.
Leo war lange Zeit als Missionar in Peru tätig, da überrascht es nicht, dass er in seiner Ansprache eine missionarische Kirche fordert, die die Menschen zu Christus führt und das Evangelium verkündet. Doch er wünscht sich auch eine „synodale Kirche, die vorwärts geht“ und für die Bedürftigen da ist – zwei Themen, die auch Franziskus sehr am Herzen lagen. Leo wünscht sich, dass die Kirche ohne Angst vorangeht und nennt dafür auch den Grund: „Gott liebt uns alle bedingungslos.“
Text: Roland Müller, www.DOMRADIO.DE
In: Pfarrbriefservice.de