Würzburg (POW) Solidarisch mit allen leidenden Menschen und immer auf der Suche, den Willen Gottes zu ergründen: So hat Schwester Margarita Schütz aus dem Kloster Marienburg in Abenberg Schwester Franziska Streitel, Gründerin der „Schwestern von der Schmerzhaften Mutter“ am Mittwochabend, 13. Februar, bei der ersten Fastenpredigt 2008 im Würzburger Kiliansdom charakterisiert. Ihr Vortrag stand unter dem Motto „Selig seid ihr, wenn ihr Leiden merkt“.
Ausführlich schilderte Schütz den Werdegang der als Amalia Streitel 1844 in Mellrichstadt geborenen späteren Ordensgründerin. Als viertes Kind einer Gerichtsassessorenfamilie gut situiert, folgte die kleine Amalia schon in jungen Jahren dem Beispiel der Mutter und kümmerte sich um arme Mitbürger. So teilte sie ihre Süßigkeiten mit Notleidenden und spielte auch mit den sonst ausgegrenzten armen Kindern.
Die elterliche Erziehung wurde am Institut der Franziskanerinnen von Maria Stern in Augsburg ergänzt. Amalia entwickelte den Wunsch, ein religiöses Leben in einem Kloster zu führen, entweder in einem kontemplativen Orden oder in einer Gemeinschaft, die sich der Krankenpflege widmet. „Ihre Eltern wollten von einem Klostereintritt ihrer Tochter nichts wissen.“ Nach langem Ringen gaben die Eltern 1866 ihre Zustimmung, machten es aber zur Bedingung, dass ihre Tochter keinem beschaulichen und keinem Krankenpflegeorden beitrat. Als Schwester Angela wurde sie in der Gemeinschaft Maria Stern Lehrerin mit den Schwerpunkten Französisch und Musik in den Bistümern Augsburg und Eichstätt eingesetzt. Ab 1872 wirkte Streitel in Würzburg, zunächst als Leiterin des Waisenhauses Elisabethenheim, dann als Leiterin der Marienanstalt.
„Nach dem Vorbild ihres Ordensvaters Franziskus war sie bestrebt, in strenger Askese und radikaler Armut ein intensives Gebetsleben zu führen.“ Als sie erkannte, dass das in einem apostolischen Orden wie dem ihren nicht ging, wechselte sie nach langem Gebet und vielen Gesprächen mit ihrem Beichtvater im Januar 1882 in den Würzburger Karmel. „Dort führte sie als Schwester Petra ein Leben des Gebets und der Kontemplation im Sinne der Heiligen Teresa von Avila.“ In einer Vision habe sie zwei Berge gesehen, die sich einander zu einer Wölbung zuneigten. „Dieses Bild deutete sie als Vereinigung von aktivem und kontemplativem Ordensleben in einer Neugründung.“ Deswegen trat sie im Dezember 1882 aus dem Karmel aus und kehrte zurück nach Mellrichstadt. Ein deutscher Priester, der eine weibliche Entsprechung zum Salvatorianerorden gründen wollte, lud Streitel nach Rom ein, wo sie am 16. Februar 1883 die Kongregation gemeinsam mit Pater Jordan begründete. Nach zwei Jahren trennte sich die von Mutter Franziska, wie Streitel ab dann hieß, gegründete Kongregation von Pater Jordan. „Mutter Franziska legte wie bisher großen Wert auf radikal gelebte Armut, auf Demut und Gehorsam als Gegengewicht zu den Übeln der Gesellschaft und Verweltlichung.“ Die nun eigenständige Gemeinschaft gab sich den Namen „Schwestern der Schmerzhaften Mutter“.
„Während ihres ganzen Lebens hat sich Mutter Franziska immer tiefer hineingebetet in das Leiden und Sterben Jesu und in das seiner unter dem Kreuz stehenden Mutter“, betonte Schütz bei ihrer Fastenpredigt. Sie sei dem Leid nicht ausgewichen, sondern habe sich ihm in der Überzeugung gestellt, dass Erfahrungen des Sterbens, die in Glaube und Hoffnung durchlitten werden, immer den Samen neuen Lebens in sich tragen.
„Mutter Franziska wusste natürlich, dass sie beim Mitgefühl für leidende und notleidende Menschen nicht stehen bleiben kann.“ Ganz selbstverständlich hätten deswegen die Schwestern des Ordens in Rom Waisenkinder von der Straße geholt, um ihre bescheidenen Räume mit ihnen zu teilen. „Außerdem besuchten und pflegten sie Kranke in ihrer Nachbarschaft.“ Weil trotz ihres kärglichen Lebens die wenigen Einnahmen nicht reichten, um die Waisen zu betreuen und den eigenen Unterhalt zu sichern, erlaubte der Generalvikar in Rom dem Orden das Almosensammeln in Deutschland, Frankreich, Österreich, Polen und ab 1888 auch in den USA. „Die Schwestern kamen, um zu betteln, und sie bleiben, um zu dienen“, heißt es in einer Lebensbeschreibung von Schwester Franziska Streitel. Auf diese Weise entstanden Niederlassungen des Ordens jenseits des Atlantiks, lange bevor die ersten Schwestern nach Deutschland kamen.
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