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Hinter den Kulissen von „Elisabeth“

Musical „Elisabeth – Legende einer Heiligen“ auf der Open-Air-Bühne der Burgruine Clingenburg – 48 Interessierte bei Führung mit Generalprobe – Spielleiter Christopher Abb: „Eines unserer spannendsten Stücke“

Klingenberg (POW) „Da kommt gerade eine Hexe!“, sagt Christopher Abb und unterbricht kurz seine Führung auf der Clingenburg. Eine junge Frau schlängelt sich durch die Besuchergruppe, die gerade hinter den Kulissen der Open-Air-Bühne steht. Sie sieht gar nicht aus wie eine Hexe. Aber sie ist auf dem Weg zur Schminkstation und wird im Laufe des Abends tatsächlich von einem Feuerring umgeben sein, der eine Hexenverbrennung andeutet. Denn dann ist in der Burgruine das Musical „Elisabeth – Legende einer Heiligen“ zu sehen. Die Geschichte spielt im 13. Jahrhundert, einer Zeit, in der die Hexenverfolgungen langsam aufkamen.

Die 48 Besucherinnen und Besucher hatten sich über das Martinusforum Aschaffenburg für die Führung mit anschließender öffentlicher Generalprobe am Mittwoch, 16. Juli, angemeldet. Ein Teil von ihnen war in der Woche davor schon bei einer Fahrt nach Marburg dabei. Dort war die letzte Wirkungsstätte der Elisabeth von Thüringen, um deren Legende sich das Musical dreht, und dort ist sie auch begraben. Abb, der die Gesamtleitung des Musicals innehat und selbst als Konrad von Marburg eine der Hauptrollen spielt, öffnete den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Führung die Augen für die vielen Kleinigkeiten, die nötig sind, um ein solches Stück aufzuführen.

Für die Inszenierung braucht es viel Technik, Kostüme, Perücken, Schwerter, eine Sänfte, einen Korb mit Rosen, ein Kreuz und vieles mehr. Zwei Stunden vor der öffentlichen Generalprobe ist hinter der Bühne ein emsiges Gewusel zu beobachten: In der einen Ecke wird genäht, auf Bänken richten sich Frauen gegenseitig die Flechtfrisur, die Beleuchtungstechniker checken die Strahler. „Damit alles klappt, braucht es eine gute Struktur. Jeder Darsteller muss sich sein eigenes Mikromanagement schaffen, damit er beim Stück zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle mit dem richtigen Kostüm auftaucht“, erklärt Abb.

Insgesamt verschlingt die Produktion 400.000 Euro, die wieder eingespielt werden müssen. Erwartet werden in den 17 Aufführungen rund 10.000 Besucher, also 600 pro Abend. Das alles stemmt der Veranstalter, der Verein Mainmusical, dessen Vorsitzender Abb ist, weitestgehend ehrenamtlich. „Der Mainmusical ist der größte Amateurverein im deutschsprachigen Raum“, erklärte er nicht ohne Stolz. Aktuell sind 288 Mitglieder angemeldet. Nur ein Teil steht auf der Bühne, viele helfen mit beim Auf- und Abbau, Kasse, Ordnungsdienst und beim Catering. Auf der Clingenburg-Bühne wurden vom Verein schon die „Päpstin“, die Artus-Sage und die „Drei Musketiere“ inszeniert. „Uns ist es wichtig, dass die ausgewählten Stücke zur Burgkulisse passen“, sagt Abb. So sei es auch mit dem "Elisabeth"-Musical. „Wir haben diesmal zusätzlich einige Fachwerkelemente eingebaut, die ins 13. Jahrhundert passen“, sagt er und verweist auf die unterschiedlichen Spielebenen, die durch die Burganlage ermöglicht werden.

Die Gefahr, dass eine Heiligengeschichte die Menschen langweilen könnte, sieht er nicht. „Ich glaube, es ist sogar eines der spannendsten Stücke, das wir je produziert haben“, ist sich Abb sicher. Tatsächlich ist Elisabeth eine der bekanntesten Heiligen in Deutschland. Sie ist unter anderem die Patronin von Thüringen und Hessen, der Bäckervereinigung und der Caritas. Nach der Legende war sie eine Kritikerin des höfischen Prunks und wandte sich der von Franz von Assisi inspirierten Armenbewegung zu. Ihr wird das sogenannte Rosenwunder zugeschrieben, bei dem sich Brote, die Elisabeth an die Armen verteilen wollte, in Rosen verwandelt haben sollen. Als ihr Mann starb, wurde sie vom Hof verstoßen, gründete in Marburg ein Hospital und lebte als einfache Spitalschwester in größter Armut. Sie starb im Alter von 24 Jahren und wurde nur vier Jahre später heiliggesprochen.

Was davon fromme Erzählung und was historische Wahrheit ist, lässt sich nicht endgültig klären. Das Musical, das Dennis Martin und Peter Scholz geschrieben haben und das 2007 in Eisenach uraufgeführt wurde, versucht dieser Unschärfe mit einer originellen Herangehensweise zu begegnen. Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach und Hildegard von Bingen begleiten das Stück und kommentieren es immer wieder mit ihrer je eigenen Sichtweise. Dabei entsteht eine Spanne zwischen naiver Frömmigkeit, die alles Geschehene als Wunder interpretiert, und einer nüchternen Sachlichkeit, die persönliche Interessen beim Namen nennt. „Ob die Geschichte mit den Rosen ein Wunder war oder ein Trick, dass bleibt der Interpretation des Einzelnen überlassen“, sagt Abb. Doch es werde deutlich, dass Elisabeth auch jenseits dieser Frage eine bewundernswerte Frau sei.

Am Ende der Führung gibt es einen kräftigen Regenguss, was bei einem Open-Air-Theater immer eine besondere Herausforderung ist. Doch Abb stellt klar: „Wir brechen die Vorführung nur bei schweren Gewittern ab.“ An diesem Abend ist es mit dem Regen pünktlich zu Vorstellungsbeginn vorbei. Schnell werden Stühle und Bänke trockengerieben. Die Zuschauer erleben ein buntes Spektakel rund um die Legende der heiligen Elisabeth. Den Schauspielerinnen und Schauspielern ist nicht anzumerken, dass sie keine Profis sind. Die eindrucksvolle Kulisse und eine aufwendige Lichttechnik verstärken das Gefühl.

Aus der Besuchergruppe des Martinusforums kommt hinterher viel Lob für Schauspiel, Kulisse, die Musik und den professionellen Gesang. „Man merkt, wie viel Herzblut in dieser Aufführung steckt, wie viel Begeisterung“, sagte eine Teilnehmerin. Auch die Inhalte kommen an. Christopher Franz, Geschäftsführer der Aschaffenburger Caritas, hatte sich mit einigen seiner Mitarbeiter der Fahrt angeschlossen, um die Patronin des Verbandes mal auf eine andere Weise kennenzulernen. „Das Thema passt natürlich sehr gut für uns, Elisabeth spielt ja bei uns eine besondere Rolle, und die Geschichte ist hier sehr gut umgesetzt“, sagt er nach der Vorstellung. Andrea Lingelbach aus dem Team des Martinusforums resümiert: „Mich persönlich fasziniert, dass Elisabeth schon als junge Frau so revolutionär ist und sich gegen diese Männerwelt durchsetzt.“

Fragt man Christopher Abb, was für ihn die inhaltliche Essenz des Stückes ist, dann zitiert er aus dem Lied zum Finale: „Diese Rosen werden blühen, solange der Mensch noch hofft und liebt.“ Abb ist überzeugt, dass man mit Hoffnung und Liebe die Brücken bauen kann, mit denen man die Probleme der heutigen Gesellschaft und der Welt lösen kann. Angesichts von Armut, Hunger, Krieg und Gewalt in der Welt habe die Legende von Elisabeth für ihn auch eine klare Botschaft für die heutige Zeit. Oder um es mit einem der eingängigsten Lieder des Stückes zu sagen: „Liebe ist alles!“

Das Musical „Elisabeth – Legende einer Heiligen“ wird bis Samstag, 9. August, auf der Clingenburg in Klingenberg am Main aufgeführt. Informationen zu den Terminen und Tickets gibt es im Internet unter www.mainmusical.com.

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bv (POW)

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