Würzburg (POW) Auch wenn sie stets unterwegs sind: In Glaubensdingen sind Circusleute und Schausteller alles andere als unstet, sagt Pfarrer Josef Maghs. Seit mehr als zehn Jahren ist er der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die Circus- und Schaustellerseelsorge. Außerdem ist er auch für Mitarbeiter von Freizeitparks und Marktkaufleute zuständig. „Wir sind viel unterwegs, von Ort zu Ort, von Platz zu Platz und auf dieser Reise wie auch auf der Lebensreise brauchen wir den lieben Gott und den Pfarrer.“ Solche Sätze höre er immer wieder von den Menschen, die er betreut, sagt Maghs. Zwei Tage lang, vom 7. bis 8. November, tauschte er sich mit den Seelsorgern, die ihn bei der deutschlandweiten Arbeit unterstützen, im Würzburger Sankt Burkardushaus über die künftige Zusammenarbeit aus.
Die Zielgruppe ist groß: Etwa 6300 Schaustellerunternehmen gibt es in Deutschland. Mit den Familienangehörigen sind das etwa 23.000 Personen. Hinzu kommen die dazu gehörenden Gastarbeiter, die meist aus Osteuropa kommen, mit weiteren 25.000 Menschen. Mehr als zwei Drittel der insgesamt fast 50.000 Personen sind Katholiken. „Viele Schausteller kommen aus so genannten katholischen Dynastien, in denen der Glaube gepflegt wird.“ Nicht zu vergessen die insgesamt 170 Millionen Besucher, die jährlich zu den Volksfesten kommen, auf Weihnachtsmärkte und Freizeitparks entfallen jeweils nochmals 20 Millionen Menschen. „Nur zum Vergleich“ führt Maghs die Bundesliga mit etwas über neun Millionen Besuchern pro Jahr an.
In den 50er Jahren musste sich ein einziger Seelsorger um die Zielgruppe kümmern, in den 90er Jahren kamen zwei hinzu. Zukünftig sollen 14 nebenamtliche Seelsorger in 14 Regionen Maghs bei seiner Tätigkeit unterstützen. „Es ist der ausdrückliche Wunsch der Bischofskonferenz, dass die Arbeit auf diesem Gebiet intensiviert wird.“ Die Menschen, denen die Aufmerksamkeit gilt, seien ganz normale Christen wie alle anderen auch. Mit einem kleinen Unterschied, wie Maghs betont. „Die Familie hält hier noch viel enger zusammen. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn die 24-jährige Tochter noch Papa zu ihrem Vater sagt, und nicht ‚Alter’“.
Beim gemeinsamen Gottesdienst am Freitagmorgen würdigt Würzburgs Bischof Dr. Paul-Werner Scheele die große Bedeutung des Dienstes an den Circus- und Schaustellerleuten. „Für jeden ist Christus gestorben, jedem bietet er seine Gnade an.“ Pastoral tue gut daran, wenn sie auf die Solidarität aller Gläubigen abziele. Bei den Schaustellern seien die Voraussetzungen dafür besonders gut, da sie sich auf manche Weise in derselben Situation befänden. Dieses Talent gilt es nach den Worten des Bischofs zu vervielfachen.
Pfarrer Josef Maghs hofft, dass es gelingt, die Bischöfe verstärkt in die Circus- und Schausteller-Seelsorge einzubinden, zum Beispiel bei Firmungen. Gottesdienste aller Art fänden regelmäßig auf den Festplätzen in ganz Deutschland statt. Mit einer Einschränkung: „Trauungen finden nach wie vor in einem festen Gotteshaus statt. Der Rahmen ist einfach festlicher.“
(4502/1454; Telefax voraus)
- home