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Unter Polizeischutz abtransportiert

Aschaffenburg (POW) Seit seiner Entstehung im Jahr 1525 war es ohne Unterbrechung in der Stiftskirche Sankt Peter und Alexander zuhause. Am Freitagnachmittag, 22. November, hat es erstmals seinen angestammten Platz verlassen: das Gemälde Die „Beweinung Christi“, geschaffen von Matthias Grünewald. Für drei Monate wird es wenige hundert Meter weiter im Schloss Johannisburg zu sehen sein. Unter Polizeischutz wurde es an den Ort der Bayerischen Landesausstellung „Das Rätsel Grünewald“ gebracht, die sich vom 30. November bis 28. Februar 2003 der Öffentlichkeit präsentiert.
 
Neben den Ordnungshütern wachten unter anderem Stiftspfarrer Dr. Jürgen Vorndran, Aschaffenburgs Oberbürgermeister Klaus Herzog und Diözesanbaumeister Cesare Augusto Stefano darüber, dass das Meisterwerk unbeschädigt aus seiner alarmgesicherten Panzerverglasung im Seitenschiff gelöst wurde und die kurze Reise antreten konnte. „Ob Cranach, Riemenschneider oder lokale Größen: Wir gehen mit jedem einzelnen Werk gleich behutsam um“, beruhigte Jürgen Holstein die zahlreichen Schaulustigen. Der Restaurator im Dienst des Hauses der Bayerischen Geschichte hat für Grünewalds Gemälde, das in Aschaffenburg entstand, ein spezielles Klima-Behältnis geschaffen. Zwei Päckchen mit Silica-Gel sorgen darin für eine Luftfeuchtigkeit, die ganz ähnlich der Situation in der Kirche ist. Ein eingebauter elektronischer Klimafühler lässt von außen eine Temperatur- und Feuchtigkeitskontrolle zu. „Das anstrengendste und schwierigste bei solchen Transporten sind die Leute, die um einen herumstehen“, sagte Holstein augenzwinkernd.
 
Seine Kollegen sorgten derweil in der Sakristei mit stabilen Kisten und maßgeschneidertem Schaumstoff dafür, dass die Reliquienbüsten der Heiligen Petrus und Alexander sowie weitere Gegenstände aus dem Stiftsschatz ebenfalls sicher transportiert werden konnten. „Insgesamt beläuft sich die Versicherungspolice auf 37 Millionen Euro, davon entfallen 20 Millionen auf die ‚Beweinung Christi’“, erläuterte Vorndran die ergänzenden Vorsichtsmaßnahmen.
 
Einmalig sind aber nicht nur die Originale, welche für die Zeit der Landesausstellung im Schloss präsentiert werden. Auch die Kopie der als „Stuppacher Madonna“ bekannten Mariendarstellung aus der Stiftskirche wird Teil der Schau sein. Mit gutem Grund erläutert Dr. Ingrid Jenderko von den Städtischen Museen Aschaffenburg: „Was der Aschaffenburger Künstler Christian Schad geschaffen hat, ist eine Rekonstruktion des Grünewald-Werks.“ Wie kein zweiter habe Schad sich um Detailgenauigkeit bei Technik und Bildaufbau bemüht und dafür jahrelange Spezialstudien auf sich genommen. Das Originalgemälde sei für den Altar in der Stiftskirche geschaffen worden und auf Umwegen nach Stuppach gelangt. „Dort wurde es als Werk Grünewalds wiederentdeckt und kam schließlich zu Berühmtheit.“
 
Wer sich einen Eindruck von der Wirkung der rekonstruierten „Stuppacher Madonna“ – ersetzt durch eine Digital-Kopie – im von Matthias Grünewald geschaffenen Altar der „Maria Schnee“-Kapelle machen möchte: Für die Dauer der Landesausstellung sind die Kapelle und der Kreuzgang der Stiftskirche täglich von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Und auch die „Beweinung Christi“ ist in diesem Zeitraum an ihrem ursprünglichen Platz hinter Panzerglas zu sehen – als computergeschaffenes Duplikat.
 
(4802/1517; Telefax voraus)