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Wort zum Wochenende

GOTT

GOTT. Was ruft dieses Wort in Ihnen hervor? Kommen Ihnen vor allem viele Fragen? Winken Sie ab: Lass mich in Ruhe? Freuen Sie sich, weil Sie im Frieden mit ihm sind? Oder denken Sie: Keine Chance, bei diesem Thema zu Ergebnissen zu kommen? Ich nehme zunehmend Tendenzen wahr, das Thema ins Private zu verbannen. Das gesellschaftliche Konfliktpotential sei zu hoch, die Meinungen gingen zu weit auseinander. Doch ist es eine Lösung, religiöse Themen aus dem öffentlichen Raum auszuschließen? Führt das tatsächlich zu mehr Frieden? Gibt es überhaupt weltanschaulich „neutrale“ Sichtweisen? Ich plädiere für ein Verständnis von Religionsfreiheit, nach der jeder seinen Glauben leben darf – nicht nur im Privaten. Selbstverständlich in Wahrung der anderen Grundrechte.

Gott. Natürlich ein maximal großes Thema. Weil es ums Ganze geht. Um die Welt. Um unser Dasein. Um den Sinn. Darum viel mehr als nur ein „Thema“. Man kann sagen: Es gibt so viele Verständnisse von Gott wie es Menschen gibt. Aber lässt sich nicht mehr sagen? Haben alle ein Fünkchen Wahrheit in sich, aber mehr nicht? Müssen wir alle Ansichten als gleich (un)zutreffend nebeneinander stehenlassen? Es stimmt schon: Zurückhaltung ist geboten: Wenn Gott der ist, der alles umfasst, der Anfang und Ende ist, der Ewige, dann kommen wir mit unserem Verstehen schnell an unsere Grenzen. Wir sind eben nicht Gott, sondern alle begrenzte, endliche Wesen. Rainer Maria Rilke hat das wunderbar in Worte gefasst: „Du bist so groß, dass ich schon nicht mehr bin, wenn ich mich nur in deine Nähe stelle. Du bist so dunkel, meine kleine Helle an deinem Saum hat keinen Sinn.“

Die Christen haben letzten Sonntag das Trinitatisfest gefeiert, das Fest der Dreieinigkeit Gottes. Auf der einen Seite trägt der gemeinsame Glaube der Christen aller Konfessionen, dass Gott drei Personen und doch zugleich ein einziges Wesen sei, dem Rechnung, dass Gott für uns unfassbar bleibt. Auf der anderen Seite will der christliche Glaube mehr sein als nur eine menschliche Vorstellung von Gott: Er versteht sich als Antwort auf Gottes Selbstoffenbarung. Das trinitarische Bekenntnis, erstmals vor 1.700 Jahren auf dem ersten ökumenischen Konzil in Nizäa in der heutigen Westtürkei verbindlich formuliert, beansprucht ein zutreffender Ausdruck dessen zu sein, wer Gott ist. Nun, Glaubensbekenntnisse als feste Lehrsätze erfreuen sich heute nur geringer Beliebtheit. Man möchte sich nichts vorgeben lassen. Richtig ist: Der Glaube an Gott lässt sich nicht überstülpen. Er ist auch mehr als bloße Zustimmung. Jeder darf und soll Zeit haben, sich selbst für Gott zu öffnen und auf seine Selbstoffenbarung im Alten und Neuen Testament zu hören. Der Glaube an Gott, den Schöpfer und Vater, an den Herrn und Erlöser Jesus Christus, und an den Heiligen Geist, darf wachsen und wird sich im Leben als tragfähig erweisen. „Man darf nicht sagen: Dies Dogma ist zu glauben; man soll sagen: Bete um Entfaltung.“ (H.W.Seidel)

Till Roth
Evangelischer
 Pfarrer und Dekan
Lohr a.Main