Würzburg/Aschaffenburg/Großostheim/Haßfurt (POW) Mit den Möglichkeiten, wie Ganztagesschulen, aber auch klassische Halbtagsschulen besser mit der kirchlichen Jugendarbeit vernetzt werden können, haben sich am Freitag, 3. Dezember, rund 40 Personen im Kilianeum-Haus der Jugend auseinandergesetzt. Verantwortliche der Schulpastoral des Schulreferats und der Kirchlichen Jugendarbeit (kja) der Diözese Würzburg hatten zu der gemeinsamen Fortbildung eingeladen. An der Veranstaltung nahmen neben Lehrern auch pastorale Mitarbeiter aus den Pfarreiengemeinschaften sowie Vertreter der kja teil.
Ulrich Geißler, Referent für Schulpastoral, berichtete, dass etwa 3200 Personen im Religionsunterricht an unterfränkischen Schulen eingesetzt sind. Über den Unterricht hinaus engagierten sich viele staatliche und kirchliche Lehrkräfte, um das Schulleben in christlichem Geist mitzugestalten und dabei den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Seit zwölf Jahren werde für dieses Engagement der Begriff Schulpastoral verwendet. Anna Stankievicz, pädagogische Leiterin der kja, und Diözesanjugendpfarrer Thomas Eschenbacher, Rektor des Kilianeums, informierten über die Strukturen und inhaltlichen Akzente der kirchlichen Jugendarbeit, die in verschiedenen Regionen vielfältig durch Verbände und Regionalstellen aufgestellt ist. In Kooperation mit Referenten und Referentinnen der kirchlichen Jugendarbeit eröffneten sich neue Bildungsangebote, die eine Bereicherung für die Schule sein könnten.
Helga Neudert, Referentin für Ganztagsschulen in der Diözese, gab einen Überblick über die derzeitige bayerische Ganztagsschulbildung. Sie machte vertraut mit den unterschiedlichen Begrifflichkeiten von der verlängerten Mittagsbetreuung bis zur so genannten offenen und gebundenen Ganztagsschule. Es folgte ein Überblick über die finanziellen und pädagogischen Gegebenheiten der schulischen Ganztagsbildung und ein Einblick in die jüngsten Ergebnisse der wissenschaftlichen STEG-Studie (Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen) vom November 2010: Demnach entlasten Ganztagsschulen Familien, Schüler zeigen weniger problematisches Verhalten, und es gibt signifikant weniger Klassenwiederholungen. Ganztagsschulen, so die Studie, stärken Schüler in ihrer psycho-sozialen Entwicklung. Neudert prognostizierte, dass außerschulische Kooperationspartner künftig noch mehr gebraucht würden. Religionslehrer seien in den Schulen bekannt und eingebunden und würden die Situation und Bedürfnisse vor Ort kennen. Daher seien gerade die Religionslehrer wichtige Brückenbauer für Kooperationen mit Pfarreien und externen kirchlichen Gruppen und Verbänden.
Exemplarisch wurden vier Projekte an Schulen im Bistum Würzburg vorgestellt: Melanie Wissel von der Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg (PSG) berichtete von ihren Erfahrungen der kontinuierlichen Gruppenarbeit an zwei Aschaffenburger Mädchenrealschulen und von förderlichen, aber auch schwierigen Rahmenbedingungen. Christine Schandel, Religionslehrerin und Leiterin des „McOustem“ an der Hauptschule Großostheim, beschrieb die Entwicklungen von einem Schülercafé für 20 Kinder zu einer großen Einrichtung der offenen Ganztagsschule für 140 Schüler, die dort fünfmal in der Woche essen, ihre Hausaufgaben betreut erledigen sowie Spiel und Spaß erleben.
Ebenfalls aus kleinen Anfängen entfaltete sich im Verlauf von zehn Jahren die offene Ganztagsschule für 190 Schüler am Schulzentrum Haßfurt, so berichteten Barbara Busch und Christine Kettler-Pohl. Es ist bayernweit die einzige Einrichtung, in der Mitarbeiter der evangelischen und der katholischen Kirche gemeinsam die Verantwortung für die Ganztagsbildung tragen und zum Beispiel mit der Ausbildung von Konfliktlotsen, mit Projekten zum Kirchenjahr und Angeboten des sozialen Lernens und des Gesprächs den Lebensweg von Schülern und Lehrern begleiten. Michael Lattus vom Café Domain im Würzburger Kilianeum schilderte verschiedene Projekte an und mit Schulen. Seit zwei Jahren gibt es ein Angebot der offenen Jugendarbeit an der Goethe-Hauptschule in Würzburg. Im Moment leisteten dort am Nachmittag Mitarbeiter in vier Gruppen medienpädagogische Arbeit. Ein Nebeneffekt sei der deutliche Besucheranstieg im Café Domain. Die Mitarbeiter des Jugendcafés seien von Anfang an in der Goetheschule mit offenen Armen empfangen worden.
Als ein Fazit der unterschiedlichen Projekt-Berichte wurde klar, dass Kooperationen mit Schulen gut gelingen, wenn die Schulleitungen der Jugendarbeit Vertrauen entgegenbringen. Persönliche Kontakte mit Lehrern der jeweiligen Schulen begünstigten das kirchliche Engagement. Schule und Jugendarbeit profitierten davon: Für die Jugendarbeit ergeben sich neue Kontakte zu Lehrern, Kindern und Jugendlichen. Lehrkräfte können an ihrer Schule Angebote initiieren und begleiten, die von qualifiziertem Personal der kja durchgeführt werden, ohne selbst alles „machen“ zu müssen.
Die Teilnehmer/-innen der unterschiedlichen Professionen trafen sich im Anschluss in einzelnen regionalen Arbeitsgruppen. Sie tauschten sich über bereits bestehende und mögliche Kooperationen aus und schmiedeten konkrete Pläne, wie sie im Einzelnen vorgehen werden.
Helga Neudert sicherte zu, dass die einzelnen Arbeitsgruppen in den Regionen auch künftig begleitet und unterstützt werden. Für die Regionen Haßfurt und Aschaffenburg bildeten sich bereits zwei Vernetzungsgruppen, die sich regelmäßig treffen werden.
Die Vertreter der kja und der Schulpastoral zeigten sich am Ende der gemeinsamen Fortbildung zuversichtlich. Sie sind überzeugt, dass Jugendarbeit und Schule verstärkt miteinander arbeiten und wirken können – zum Wohle der Schülerinnen und Schüler.