Liebe Mitmenschen,
der Sommer ist inzwischen die „stille Zeit“ geworden.
Nachdem wir keine Winter mehr haben, die uns mit viel Schnee in die Häuser bannt, können wir gut den Sommer dafür nehmen, wenn die Hitze es nahelegt, sich weniger zu bewegen und mehr Ruhezeiten einzuhalten.
Die Vögel schweigen. Das tun sie auch im Sommer ab irgendeinem Zeitpunkt und die Nachbarn sind dann oft auch im Urlaub.
So bietet sich die „stille Zeit“ an, einmal von der drängenden Achterbahn des Lebens Abstand zu nehmen und wieder vertiefter nachzudenken.
Denn weltpolitisch können wir gerade überhaupt nicht von stiller Zeit sprechen. An so vielen Orten dieser Welt herrschen Uneinigkeit, Konflikte und Krieg; der friedliche Austausch zwischen den Völkern über das, was auf dieser Welt Gerechtigkeit und Gesundheit heißen kann, steht in Frage, wenn sich ein Land aus der Weltgemeinschaft zurückzieht. Und das Leugnen der Verschiebung unseres Klimas und der mehr als nötigen Umweltschutzmaßnahmen, lässt einen fassungslos zurück. Dafür brummt die Rüstungsindustrie, ein Wirtschaftszweig, der sich in Kriegszeiten sehr gut selbst erhält, weil es ja nur durch die Zerstörung der Produkte geschieht.
Als Christinnen und Christen stehen wir mitten in dieser Welt und sind allein schon durch unseren Wohnort an allem beteiligt und müssen dazu Stellung nehmen.
Darum zurück zur „stillen Zeit“.
In unseren Kirchen hat dieses Wort eine Bedeutung. Es heißt sich jeden Tag eine feste Zeit zu nehmen, um aus dem Alltag auszusteigen und mit einer Bibelstelle das eigene Leben und die Welt zu bedenken. Viele nutzen dazu die Losungen der Herrnhuter Brüdergemeinde.
Vielleicht tut es gut, diese Sommerzeit zum vertieften Nachdenken über den eigenen Glauben zu nutzen. Einmal wieder bewusst in die Kirche zu gehen, um sich selbst in dieser Welt zu verorten.
Am kommenden Sonntag dreht sich die Predigt um die Frage nach dem höchsten Gebot. Jesus antwortet darauf im Markusevangelium: „Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft« (5. Mose 6,4-5). Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese.“
Eben ein lohnender Text, um darüber nachzudenken, wo und wie ich mitten in dieser Welt stehe.
Autor: evang. Pfarrer Frank Hofmann-Kasang der Kirchengemeinde Estenfeld, Kürnach, Mühlhausen und Notfallseelsorger