Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Stellungnahme zu „Eine neue Kirche im Herzen Berlins“, in Steigerwaldbote/Schweinfurter Tagblatt vom

Der Artikel „Eine neue Kirche im Herzen Berlins – Hermann und Arthur Feller planen und bauen Gotteshaus in der Hauptstadt“ enthält etliche Falschinformationen und bedarf deshalb einiger Korrekturen. Die Priesterbruderschaft Sankt Pius X. ist keine „mit dem Segen der katholischen Amtskirche gegründete Vereinigung von Priestern des apostolischen Lebens“. Würzburgs Bischof Dr. Paul-Werner Scheele hat hierzu im Dezember 2000 deutlich Stellung bezogen. Er erklärte: „Die im Jahre 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre ins Leben gerufene Priesterbruderschaft St. Pius X. nahm von Anfang an eine kämpferische Abwehrhaltung gegen das II. Vatikanische Konzil und seine Beschlüsse ein. Dabei ging es Lefebvre und seinen Anhängern keineswegs nur um die Bewahrung des tridentinischen Ritus in der Messfeier. Vielmehr sahen sie in dem Weg des Konzils, sich den Fragen und geistigen Herausforderungen der Zeit zu stellen und auf sie Antwort aus dem Glauben zu geben, ein Abfallen von der wahren katholischen Tradition, wie es Lefebvres Gefolgschaft bis heute tut. Diese betrachtet die katholische Tradition fälschlicherweise als ein starres und in sich geschlossenes Gebäude, ohne wahrzunehmen, dass sich die Tradition der Kirche unter dem Beistand des Heiligen Geistes immer in einem lebendigen Prozess entfaltet hat, auch in Auseinandersetzung mit den Fragen der jeweiligen Zeit. Was die aus dem Kreis um Lefebvre hervorgegangenen Traditionalisten als vermeintlich unveränderte und unveränderliche katholische Tradition behaupten, ist eine bestimmte Sicht und Form von Kirche, wie sie im 19. Jahrhundert in Abschottung gegen damalige geistige und politische Entwicklungen entstanden ist. Der christliche Glaube muss jedoch immer in die jeweilige Zeit hinein verkündet werden und deshalb auch ihre Fragen und Probleme aufgreifen, um sie im Licht des Glaubens zu beantworten. Der Rückzug auf eine vergangene, vermeintlich heile Welt wird dem missionarischen Auftrag der Kirche nicht gerecht und hat mit lebendiger und wahrer Tradition nichts zu tun. Gänzlich widersprüchlich ist es zudem, wenn sich die Anhänger Lefebvres als Bewahrer der kirchlichen Dogmen darstellen, wozu auch der Glaube an die Unfehlbarkeit des Nachfolgers Petri und der Gesamtheit der Kirche gehört, und sie gleichzeitig behaupten, Haupt und Glieder der Kirche seien seit dem II. Vatikanischen Konzil in die Irre gegangen. Solche fundamentalen Widersprüche und Abgrenzungen gegen die katholische Gemeinschaft und Einheit sind die eigentlichen Wurzeln des von Lefebvre heraufbeschworenen Schismas, das in den unerlaubten und gegen den ausdrücklichen Willen des Papstes vollzogenen Bischofsweihen durch Lefebvre am 30. Juni 1988 seinen formellen Ausdruck fand. Die zahlreichen Bemühungen des Apostolischen Stuhles, die so genannten Traditionalisten in der Gemeinschaft der katholischen Kirche zu halten, waren damit gescheitert. Aufgrund des von Lefebvre geübten Ungehorsams und des von ihm vollzogenen schismatischen Aktes konnte der Heilige Vater nicht anders, als in dem Motu proprio „Ecclesia Dei afflicta“ vom 2. Juli 1988 die Entwicklung der Geschehnisse zutiefst zu bedauern und die infolge des Vorgehens von Lefebvre eingetretene Exkommunikation desselben und der von ihm geweihten Bischöfe festzustellen. Zugleich musste der Papst deutlich machen, dass diejenigen Gläubigen, die Lefebvre und seiner Haltung formell, d. h. bewusst und öffentlich, folgen, sich ebenfalls durch ihr Tun aus der Gemeinschaft der römisch-katholischen Kirche selbst entfernen und ausschließen.“
 
Falsch ist auch die Behauptung, die Heilige Messe werde „so wie vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil gefeiert, wie es seit über 1500 Jahren im christlichen Abendland üblich gewesen ist“. Die heutige Eucharistiefeier ruht vielmehr auf der Basis einer viel älteren Tradition als die tridentinische Messe. Diese Jahrhunderte alte Tradition entfaltet die heutige Messfeier lebendig als Feier des Heils in unserer Zeit. Viele wesentlichen Elemente der tridentinischen Messe wurzeln im Hochmittelalter. Im ersten Jahrtausend gab es nicht allein einen Formenreichtum von Gottesdienstfeiern, sondern vor allem eine Vielfalt von Liturgiefamilien für den Ritus der Eucharistie. Die tridentinische Messe existiert erst seit 1570 und war dann aber auch immer wieder geringen Anpassungen unterworfen.
 
Dass die Mitglieder der Piusbruderschaft nach Angaben von Arthur Feller die „wirklich Überzeugten“ sind, sei dahingestellt. Zu fragen ist aber, wovon sie überzeugt sind.
 
(0702/0208)