Würzburg (POW) Eine vorzeigbare Aidspolitik hat Staatsminister Eberhard Sinner dem Würzburger Netzwerk zur Prävention und Behandlung von HIV und Aids bescheinigt. Der bayerische Minister für Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz zeigte sich bei seinem Besuch in Unterfranken beeindruckt von der Zusammenarbeit zwischen Psychosozialer Beratungsstelle der Caritas für HIV-Infizierte und Aids-Kranke, Missionsärztlicher Klinik, Poliklinik der Universität und staatlichem Gesundheitsdienst. „Der Patient findet hier ein Angebot vom medizinischen bis zum seelsorgerischen Bereich, das aufeinander abgestimmt ist“, lobte Sinner das Engagement bei einer Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag, 14. November, in der Beratungsstelle.
Künftig kämen neue Herausforderungen auf die Verantwortlichen zu, erläuterte Dr. Hartwig Klinker von der Uniklinik. Offiziell gäbe es unterfrankenweit zwischen zehn und zwanzig Neu-Ansteckungen im Jahr. Dank verbesserter Behandlungsmöglichkeiten lebten HIV-Positive inzwischen deutlich länger und müssten weniger stationär versorgt werden. „Das heißt, es gibt immer mehr Infizierte, die kontinuierlich betreut werden müssen. Dazu fehlt Personal.“ Verschoben hat sich nach seinen Angaben die Gruppe der Betroffenen. Seien es Mitte der 80er Jahre vor allem männliche Homosexuelle gewesen, so habe HIV bei den Heterosexuellen deutlich zugenommen. Erschreckend sei, dass er zunehmend osteuropäische Patienten habe oder Menschen, die sich dort angesteckt hätten.
Diesen Grund zur Besorgnis teilte Sinner mit dem Mediziner. Bei seinem Rundgang durch die Würzburger Einrichtungen seien Überlegungen entstanden, osteuropäische Fachleute zur Hospitanz einzuladen, um sie auf dem Gebiet fit zu machen. „Das werde ich mir durch den Kopf gehen lassen“, versprach der Minister. Sein Ministerium fördert das Netzwerk sowohl institutionell als auch projektbezogen. Beispielsweise habe das Ministerium einer aufklärenden Kampagne an Schulen Sondermittel gewährt.
Derzeit würden weit über 200 Patienten innerhalb dieses Netzwerks betreut. „Die angebotenen Hilfsmöglichkeiten werden von der Öffentlichkeit gut angenommen“, sagte Alfred Spall, Leiter der Aids-Beratungsstelle der Caritas. Vor allem mit der Beratung von Besorgten und der Begleitung von Infizierten habe er zu tun, erklärte Spall. Und im Gegensatz zu früher komme seine Einrichtung dem Wunsch nah, jeden Infizierten während der Erkrankung mindestens einmal zu erreichen und ihm Schutzraum zu bieten. „Nur wer lernt, aufrechten Hauptes mit der Krankheit zu leben, beginnt auch eine Therapie.“
Zum Welt-Aids-Tag, am Sonntag, 1. Dezember, plant Spall, alle Gemeinden und Religionsgemeinschaften Unterfrankens mit der Kampagne „Live and let live“ zu erreichen. Zudem wird sie als Spot in sämtlichen Kinos ausgestrahlt.
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